Auf seinem Next Generation Mobility Day in Shanghai präsentiert ZF erstmals ein neues, rein elektromechanisches Bremssystem. Die Bremskraft wird an jedem Rad durch einen Elektromotor erzeugt, also ohne Hydrauliksystem und Bremsflüssigkeit.

Bei einem so genannten "trockenen" Bremssystem wird keine Bremsflüssigkeit mehr benötigt. Der Bremsdruck wird also nicht mehr durch den Druck von Flüssigkeiten im Hydrauliksystem erzeugt, sondern durch Elektromotoren. Auch die Bremssignale vom Pedal zum Elektromotor werden rein elektrisch übertragen, weshalb man auch von einem trockenen Brake-by-Wire" spricht.

Das Bremssystem wurde in den ZF-Entwicklungszentren in China, den USA und Deutschland für den Weltmarkt entwickelt.

"Unser rein elektrisch gesteuertes Bremssystem ist eine wichtige Ergänzung unseres Portfolios an vernetzten Fahrwerksystemen", sagt Dr. Holger Klein, Vorstandsvorsitzender des ZF-Konzerns, "mit solchen By-Wire-Systemen stoßen wir die Tür zu einer neuen Ära der Fahrzeugsteuerung auf", so Klein weiter, gerade in softwaredefinierten und elektrisch angetriebenen Fahrzeugen habe diese Art von Bremssystem noch mehr Vorteile und eröffne neue Freiheiten in Design und Entwicklung.

Das neue Brake-by-Wire-System ermöglicht laut ZF kürzere Bremswege, eine bessere Rückgewinnung der Bremsenergie und geringere Wartungskosten.

Bei einer automatischen Notbremsung kann der Bremsweg bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h um bis zu neun Meter kürzer sein als bei herkömmlichen Bremssystemen. Darüber hinaus können Elektroautos durch eine bessere Rückgewinnung der Bremsenergie bis zu 17 Prozent mehr Reichweite erzielen.

Insbesondere bei trockenen Brake-by-Wire-Systemen lassen sich die Restschleppmomente, die bei konventionellen Bremssystemen durch den geringen Kontakt der Bremsbeläge mit den Bremsscheiben entstehen, auf nahezu Null reduzieren. Dies führt zu weniger Partikelemissionen durch Bremsabrieb. Der geringere Widerstand während der Fahrt spart zudem Energie und kann die Reichweite eines Elektrofahrzeugs erhöhen.

Der Verzicht auf ein hydraulisches System bedeutet schon bei der Fahrzeugproduktion deutlich geringere Montage- und Logistikkosten, da das System aus weniger Teilen besteht. Und während der Nutzungsdauer des Fahrzeugs profitiert der Nutzer, weil der Wechsel der Bremsflüssigkeit entfällt und sich der Wartungsaufwand in der Werkstatt verringert.

"Obwohl es keine mechanische Verbindung zwischen dem Bremspedal und den Bremszylindern mehr gibt, ist das Bremsgefühl das gleiche wie bei einer hydraulischen Bremse. Die Sicherheit der Datenübertragung und -verarbeitung sowie der Energieversorgung der Elektromotoren wird durch die Duplizierung aller Verbindungen und Systeme gewährleistet, wie sie auch bei By-Wire-Systemen in der Luftfahrt üblich ist" - so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Quelle: ZF