Kanada plant, neue Zölle auf in China hergestellte Elektrofahrzeuge, Aluminium und Stahl zu erheben. Mit diesem Schritt will Kanada die kanadischen Hersteller schützen und sich mit den westlichen Verbündeten verbünden.

Die Regierung von Premierminister Justin Trudeau kündigte die neuen Maßnahmen an, die im Oktober 2024 in Kraft treten sollen. Die Zölle treffen chinesische Elektrofahrzeuge mit einer 100-prozentigen Abgabe zusätzlich zu dem bestehenden Zoll von 6,1 %. Dies gilt für Elektroautos, bestimmte Hybrid-Pkw, Lkw, Busse und Lieferwagen.

Auf Aluminium- und Stahlerzeugnisse aus China wird ab dem 15. Oktober eine Abgabe von 25 % erhoben. Die Regierung hat eine erste Liste der betroffenen Waren veröffentlicht und eine öffentliche Kommentierungsfrist bis zum 1. Oktober eröffnet.

Kanadas Finanzministerin Chrystia Freeland hat sich für eine härtere Gangart gegenüber chinesischen Fahrzeugexporten eingesetzt. Im Juni kündigte sie eine öffentliche Konsultation zu Maßnahmen gegen den Verkauf chinesischer Elektrofahrzeuge an.

Trudeau erläuterte die Beweggründe für die neue Politik:

"Wir sind dabei, den kanadischen Automobilsektor so umzugestalten, dass er beim Bau der Fahrzeuge von morgen weltweit führend ist. Aber Akteure wie China haben sich entschieden, sich selbst einen unfairen Vorteil auf dem globalen Markt zu verschaffen, indem sie die Sicherheit unserer kritischen Industrien gefährden und engagierte kanadische Automobil- und Metallarbeiter verdrängen."

Die kanadische Regierung wird außerdem die Förderung von Elektrofahrzeugen auf Produkte aus Ländern mit Freihandelsabkommen mit Kanada beschränken. Sie plant, diese Maßnahmen innerhalb eines Jahres nach ihrer Einführung zu überprüfen.

Chinesische EV-Importe nach Kanada sind von weniger als 100 Millionen C$ im Jahr 2022 auf 2,2 Milliarden C$ (1,6 Milliarden Dollar) im Jahr 2023 angestiegen. Tesla Inc. hat Fahrzeuge des Modells Y aus seinem Werk in Shanghai geliefert, um die kanadische Nachfrage zu decken.

Der kanadische Automobilsektor hat auf diese Zölle gedrängt, um Arbeitsplätze und Löhne im Land zu schützen. Sie argumentieren, dass die EVs aus China aufgrund schwächerer Arbeitsstandards billiger sind. Auch die Stahl- und die Aluminiumindustrie haben die Regierung aufgefordert, den Zugang Chinas zu beschränken, und begründen dies mit einer unfairen Marktüberflutung.

Die kanadische Regierung wird eine 30-tägige Konsultation zu weiteren Sektoren durchführen, unter anderem zu Batterien und Batterieteilen, Halbleitern, Solarprodukten und kritischen Mineralien.

Kanada ist in hohem Maße vom Handel mit den USA abhängig, wobei der Großteil der 1,5 Millionen produzierten Leichtfahrzeuge in den Süden exportiert wird. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, den kanadischen Automobilsektor zu einem weltweit führenden Hersteller von Fahrzeugen der Zukunft zu machen. Sie hat milliardenschwere Investitionen in EV-Anlagen und Batteriefabriken für Unternehmen wie Stellantis NV, Volkswagen AG und Honda Motor Co. getätigt.

Es gibt Bedenken wegen möglicher Vergeltungsmaßnahmen seitens Chinas. In der Vergangenheit hat China die Einfuhr von kanadischem Rapssaatgut für drei Jahre eingeschränkt, was als Vergeltungsmaßnahme für die Verhaftung der Huawei-Managerin Meng Wanzhou angesehen wurde.

Der chinesische Automobilhersteller BYD informierte die kanadische Regierung im Juli über seine Absicht, sich für einen Markteintritt einzusetzen. Wie sich die neuen Zölle auf die Pläne von BYD auswirken werden, bleibt abzuwarten.

Quelle: Bloomberg