Das Audi-Werk in Neckarsulm wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. Zur Feier des Tages hat sich der Ingolstädter Automobilhersteller etwas ganz Besonderes einfallen lassen: ein Auto, das nicht einmal das Logo mit den vier Ringen auf der Motorhaube trägt.

Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums am Audi-Standort Neckarsulm haben zwölf Auszubildende der Vier Ringe einen kultigen Oldtimer elektrifiziert. Am 8. Juli enthüllten die Auszubildenden der Berufe Kfz-Mechatroniker, Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker sowie Lackierer stolz den "EP4". Das "E" steht für Elektroantrieb und das "P4" für den NSU Prinz 4, ein Modell, das die NSU Motorenwerke von 1961 bis 1973 in Neckarsulm produzierten.

"Wir wollten ein Auto bauen, das nicht nur schnell ist und cool aussieht, sondern auch das 150-jährige Bestehen des Standorts würdigt", sagt Dean Scheuffler, Auszubildender zum Kfz-Mechaniker bei Audi in Neckarsulm. Die perfekte Ausgangsbasis: ein NSU Prinz 4, Baujahr 1971, der bis zu seiner Wiederauferstehung im Januar 2023 jahrzehntelang nicht mehr auf der Straße war. Die Auszubildenden erweckten den "Prinzen" aus seinem Dornröschenschlaf und statteten ihn mit einem neuen Hochspannungsherz aus.

Während sich die angehenden Karosserie- und Lackierfachleute um das Fahrwerk und die Außenhaut des Oldtimers kümmerten, machten sich die angehenden Kfz-Mechaniker an Antriebsstrang, Batterie und Fahrwerk zu schaffen.

Im Heck des "Prinzen", wo früher ein Zweizylinder-Benzinmotor mit 30 PS (22 kW) saß, arbeitet jetzt ein 240 PS (176 kW) starker Elektromotor. Er stammt aus einem 2020er Audi e-tron und bezieht seine Energie aus einer Batterie des Plug-in-Hybriden Audi Q7 TFSI e quattro.

Die Batterie sitzt unter der Fronthaube, wo einst der NSU Prinz seinen Tank hatte. Kühlluft atmet die elektrifizierte Maschine durch einen breiten Lufteinlass am unteren Ende des Stoßfängers, während die Wärme durch eine große Öffnung in der Fronthaube entweichen kann. Die Heckklappe verbessert ebenfalls die Kühlung und kann in einer halb geöffneten Position fixiert werden. So gibt sie den Blick auf das elektrische Triebwerk frei und erinnert an historische Rennwagen auf Basis des sportlichen NSU Prinz 1000. Wo damals eine Reihe von offenen Vergasertrichtern auf die sportlichen Absichten dieser Fahrzeuge hinwies, zeigt der EP4 nun seinen Elektromotor.

Für die Auszubildenden war es klar, dass ihr EP4 stolz zeigen sollte, dass er als NSU Prinz begann. Zu den historischen Elementen gehören deshalb nicht nur die Front- und Heckleuchten. Auch die Karosserie aus den 1970er Jahren hat ihre charakteristischen Schulter- und Dachlinien behalten. Die Auszubildenden befreiten das Blech vom Rost und lackierten es in den Audi-Farben Suzukagrau und Brillantschwarz. Akzente wie der Jubiläumsschriftzug "150" wurden seitlich am Fahrzeug angebracht.

Der große Leistungssprung erforderte umfangreiche Modifikationen am Fahrwerk und an der Karosserie. Eine modifizierte Bodenwanne aus einem Audi A1 inklusive Bremsen und Achsen bildet die Basis. Darauf montierten die Auszubildenden die aufwendig modifizierte und deutlich verbreiterte Karosserie. Unverkennbar sportlich sind die muskulösen Kotflügel. Die Auszubildenden haben sie mit Unterstützung von Audi Design entworfen und im 3D-Druckverfahren umgesetzt. Unter den Kotflügeln sind breite Räder versteckt. Dank moderner Performance-Reifen sorgen sie für den nötigen Grip beim Beschleunigen und bei sportlicher Kurvenfahrt.

Der signalgelbe Überrollkäfig sorgt für einen auffälligen Kontrast im Innenraum. Ansonsten ist das Interieur - typisch für Rennwagen - auf das Wesentliche reduziert; alle anderen lackierten Flächen sind schwarz. Die Insassen sitzen auf "Recaro Podium"-Schalensitzen.

Ein Einplatinencomputer und ein entsprechender Bildschirm dienen als Instrumente und Anzeigen. Sie sind auch Tachometer und Bordcomputer des Fahrzeugs und übernehmen Diagnoseaufgaben.

Quelle: Audi

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Евгений Ушаков
Evgenii Ushakov
15 jahre am Steuer